Diesen Artikel hatte ich schon vor einigen Tagen begonnen.. aber ist ja immer aktuell, irgendwie… leider… Ich erkläre jetzt auch mal gar nicht weiter, ich… ach, lest selbst:
Ja, ich kann Sie alle echt gut leiden, aber nein, ich gebe deshalb meine Fotodateien trotzdem nicht mal eben schnell kostenlos per Mail heraus. Weil ich dann nix verdienen würde, wissen Sie. Das hier ist nämlich so eine Art Job.
Ja, wenn da steht, daß die Bilder für einen gewissen Zeitraum online sind, bedeutet es genau das. Ja, das heißt, daß sie es nach diesem gewissen Zeitraum nicht mehr sind. Weil mir nicht aller Speicherplatz der Welt gehört – deshalb.
Ja, wenn ich den Link zur Info-Seite schicke, gehe ich irgendwie davon aus, daß Sie tatsächlich auf diese Info-Seite schauen. Wegen all der Infos, die Sie dort finden, wissen Sie… die stehen da nämlich. Genau da.
Nein, bei meinem Honorar ist noch kein einziges Bild dabei. Ich verstehe gut, daß Sie das unendlich enttäuscht, aber auch wenn ich so aussehe – ich bin nicht der Nikolaus.
Und so könnte ich noch weiterschreiben, mache ich auch, aber in Reim-Form, denn was sich reimt, ist gut, und außerdem lenkt es mich ein wenig von der Wut ab, die manchmal so in mir hochkommt. Also bitte sehr:
Ja ja, dein Baby ist ganz zauberhaft,
komm her und ich mache, was sonst keiner schafft,
das Baby beruhigen und dir alles erklären,
wo die Fotos herkommen und ich könnte schwören,
du hörst gar nicht zu, doch das ist gar nicht schlimm,
besuch meine Webseite, da steht alles drin.
Und ich fotografiere und ich kontrolliere,
und ich dekoriere und ich motiviere,
die Kamera immer fest in der Hand,
und im Kopf die Ideen und mit Herz und Verstand
entstehen hier Bilder der besonderen Art,
denn nie mehr ist so klein und zart
dein Baby wie in diesen Tagen,
und du hast noch tausend Fragen.
Und während ich weiter fotografiere,
antworte ich: Ja, ich retuschiere,
machen Sie sich keine Sorgen,
ich decke auf, was ansonsten verborgen,
all diese Fleckchen in dem kleinen Gesicht,
die sieht man dann auf dem Foto nicht,
und ja, der Papierkram, der muß sein,
eine Unterschrift hier und es wäre auch fein,
wenn Sie alles lesen, was da so steht,
so kleingedruckt ist es nicht, schauen Sie, es geht,
vielleicht sehen Sie einfach das Geschriebene so
wie eine Statusänderung bei Facebook & Co.,
die lesen Sie doch auch und merken es sich,
warum sollte es dort klappen, hier aber nicht?
Ach und wenn ich hier schon was über Facebook sage,
ich freu mich ja über so’ne Freundschaftsanfrage,
und wir können uns auch duzen, dem steht nichts im Weg,
doch da gibt es etwas, was ich nicht versteh,
und ich frage das jetzt hier mal ganz leise:
Bedeutet eine Facebook-Freundschaft auch Freundschaftspreise?!
Vielleicht seh ich ja aus wie der Nikolaus,
vielleicht ist ja was dran: Ich bin der Weihnachtsmann!
Ich mache Geschenke, ich nehme kein Geld,
das würde ich nie tun, um nix auf der Welt,
und wenn wir schon dabei sind,
ich mach dir nix vor,
ich bin obendrein auch noch ein Foto-Labor.
Ja wirklich, komm, schau mich nur ganz genau an,
an mir hängen Drucker und Keilrahmen dran,
doch, doch, wirklich, ich mach alles persönlich,
ich liefere auch, ganz schnell für gewöhnlich,
und was heißt hier warten, worauf denn, worauf,
ich drück doch nur oben auf die Kamera drauf,
dann kommt unten das Bild raus, es ist schon perfekt,
weil in der Kamera ja die ganze Technik steckt,
die Fotos schütte ich zuhause sofort
oben in den Trichter vom Drucker und dort
kommt unten dein fertiges Bild raus, oh Wunder,
ich stelle nur noch einen Briefumschlag drunter,
da fallen sie rein und gehn auf die Reise,
macht’s gut, ihr Fotos, sag ich noch leise.
Doch plötzlich klingelts: das Steuerbüro!
Einnahmen, Ausgaben und so…
Hilflos seh ich mich um, wo sind all die Zwerge?
Wohin ich auch gucke, überall Berge
von Rechnungen und Ratenzahlungsverträgen,
auch der Weihnachtsmann muß leben!
Ich mach keine Geschenke, ich verdiene mein Geld,
genauso wie ihr, was immer ihr in der Welt
auch jobmäßig macht, ich glaube kaum
(ich wollt‘, es wäre nur ein Traum),
daß ihr euch – so wie ich – so oft rechtfertigen müßt,
warum dies und das so teuer oder billig ist.
So könnt‘ ich noch lange weiterschreiben,
doch das lasse ich wohl lieber bleiben,
wahrscheinlich hat bis hier unten hin
wieder keiner gelesen, und ich senke mein Kinn.
Ich höre jetzt auf und arbeite weiter,
langsam werd‘ ich wieder heiter,
denn die Arbeit macht ja Spaß und das ist ja auch schon was.
(©2014 m.tabatt | magratknoblauch.de)